
Raphaël Lutz, Absolvent der ECAL, leitet ein Designbüro, das unter anderem Möbel auf Mass oder Accessoires herstellt. Dazu kommen ein auf Innovation ausgerichtetes Spin-off und der Verein ‚Designer’s Table‘. Die Aktivitäten von Raphaël Lutz stellen insbesondere die Nutzerin oder den Nutzer, das Design und die Forschung in den Mittelpunkt, um das Thema Tischkultur neu zu denken. lifetimedesign.ch hat den erfolgreichen Unternehmer aus dem Welschland für ein Gespräch getroffen.
Das kulinarische Erlebnis – bereichert durch den Faktor Design
Seit 4 Jahren organisiert Raphaël Lutz im Rahmen seines Forschungsprojekts Designer’s Table Dinner-Events. Das Konzept beinhaltet ein kulinarisches Erlebnis, das durch sein Studio entworfene Objekte für die Tafelkur beinhaltet. Diese Gourmetanlässe sind nicht nur für alle Sinne ein Genuss, sondern ermöglichen es auch, ein direktes Feedback der Gäste zu erhalten und gleichzeitig zukünftige Essformen zu erkunden.
Raphaël Lutz: «Erlebnis und Emotion sind beim Essen eng miteinander verbunden. Heutzutage verlieren wir oft das Gesamterlebnis eines Essens aus den Augen. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Qualität der Speisen laut Studien nur 20% des Gesamterlebnisses ausmachen. 80% hängen mit weiteren Faktoren wie Atmosphäre, Licht, Temperatur, Tabletop, Tisch oder Service zusammen.»
Seit Jahren interessiert sich der Designer für das Thema Essen mit dem Ziel, Objekte für die Tischkultur zu entwerfen, die das kulinarische Gesamterlebnis erhöhen. «Dies ist eine angewandte Forschungsarbeit, die wir Ende 2016 begonnen haben. Sie ermöglicht uns, Geschirr, Gestik von Funktion und Form und neue Essparadigmen zu testen. Für jeden Anlass entwerfen wir eine neue Kollektion. Diese ist oft sehr gewagt. Gleichzeitig werden Fragen zur Usability aufgeworfen. Während der Events, die in unserem Atelier stattfinden, können wir anhand der Rückmeldungen der Gäste überprüfen, ob wir mit unseren Ansätzen richtig liegen und gleichzeitig neue Formen austesten», so Raphaël Lutz.
Zu den Kunden des Studios zählen das Drei-Sterne-Restaurant L’Hôtel de Ville in Crissier und das Maison Buet in Lausanne, eine Konditorei, die Raphaël Lutz und sein Team mit dem Entwurf des Geschirrs für den Brunch und die heisse Schokolade beauftragt hat. «Das Ziel war, den Kunden ein echtes Geschmackserlebnis zum Thema heisse Schokolade zwischen Tasse, Untertasse und einem Kännchen zu bieten. Das Maison Buet geht weiter als andere Konditoreien, indem sie ein einzigartiges, unterhaltsames und überraschendes kulinarisches Erlebnis bieten», erläutert Raphaël Lutz diesen Auftrag.
Die Küche von morgen zielt auf höchste Präzision
In der Überzeugung, dass Küche und Design sich gemeinsam weiterentwickeln, blickt Raphaël Lutz auf die Küche der Zukunft. «Küchenplaner brauchen innovative Designer, denn ein Designer verliert nie die Endkonsumentinnen und -konsumenten aus den Augen. Solche Entwicklungsprozesse eröffnen ganz speziell auch in herausfordernden Zeiten neue Perspektiven. Ich bin überzeugt, dass Innovation vor allem aus dem Design herauswachsen muss.»
Die Küche ist für Raphaël Lutz ein echtes Labor und ein Ort, an dem Präzision unerlässlich ist. «Eine Küche muss über technische Qualitäten, Werkzeuge und Geräte verfügen, um höchste Präzision zu erreichen, sei es beim Schneiden oder Kochen. Einer der heissesten Trends beim Kochen ist sogenannt weicher Dampf, der das Sous-Vide-Garen ersetzt und den Einsatz von Plastik minimiert. Heute möchten anspruchsvolle Kunden eine Küche mit den bestmöglichen Materialien wie Edelstahl, Keramik, Borosilikatglas, Schiefer und Schneidbrettern aus echtem Holz.»