
Im Interview zum Jahreswechsel spricht das Geschäftsführungsduo der Poggenpohl Group (Schweiz) AG über den neuen Stellenwert der Küche, weshalb Küchenberatung wohl nie komplett digitalisiert werden kann und wie der Innovationsprozess auch in turbulenten Zeiten weiter geht.
lifetimedesign.ch: Kochen zu Hause hat im Jahr 2020 einen neuen Stellenwert erhalten. Spüren Sie die Auswirkungen im Kundenverhalten?
Jürg Wieser und Markus Stocker: Ja, es wird viel darüber gesprochen, wer, was, mit wem gekocht hat. Für die Poggenpohl Group (Schweiz) AG ist das sehr positiv. Die Küche per se ist wichtiger geworden. Man verbringt mehr Zeit im eigenen Heim – sei es allein, mit der Familie oder mit guten Freunden. Deshalb befasst sich der eine oder andere mit dem Gedanken, in seine Küche oder ganz generell in sein Eigenheim zu investieren.
Wir spüren dies verstärkt im Endkundengeschäft. Die Kunden legen heute viel mehr Wert auf ihre Küche und aufs Wohnambiente. Viele von unseren Kunden waren und sind heute noch im Homeoffice. Die private Küche steht im Dauerbetrieb: Sei es für eine kurze Kaffeepause, als Büroablagetisch oder zum Kochen mit der Familie. Es wurden keine Ferien gemacht und dafür wird der lange gewünschte Geräteaustausch vorgenommen.
lifetimedesign.ch: Wie erlebte die Poggenpohl Group (Schweiz) AG das Jahr 2020?
Jürg Wieser und Markus Stocker: Nach einem guten Start wurden auch wir im Frühling von der Pandemie überrascht. Diese plötzliche Eskalation hat uns gefordert. Mit Hilfe all unserer Mitarbeitenden, Partnerinnen und Lieferanten haben wir uns auf diese Etappe ausgerichtet. Heute dürfen wir sagen, dass wir zusammen und vor allem dank unseren treuen Kundinnen und Kunden, mit denen wir auch in diesen schwierigen Zeiten Abschlüsse tätigen konnten, mit Zuversicht in die Zukunft blicken dürfen.
Poggenpohl Schweiz als Team ist an dieser herausfordernden Situation gewachsen. Jede und jeder brachte Ideen ein und gemeinsam wurde nach neuen Lösungen gesucht. Corona hat uns gezeigt, wie wichtig selbständige, gut organisierte und unternehmensverbundene Mitarbeitende sind.
lifetimedesign.ch: Was war für die Poggenpohl Group (Schweiz) AG das prägendste Ereignis im vergangenen Geschäftsjahr?
Jürg Wieser und Markus Stocker: Trotz der enormen Unsicherheit im Hinblick auf die Lage in der Schweiz, war die Entscheidung, dass wir unseren Firmensitz und das Küchenstudio Luzern zusammenführen, bereits getroffen. Die Balance zu finden zwischen Tagesaktualität und Ausrichtung in die Zukunft mit der Verlegung der Standorte war nicht immer einfach. Während des Lockdowns, als wir und unsere Fachhandelspartner die Verkaufslokalitäten vorübergehend schliessen mussten, Projekte verschoben und in Genf sogar die Bautätigkeiten eingestellt wurden, hat uns die Frage, ob Ausstellungsflächen heute noch zeitgemäss sind oder ob mehr Digitalisierung nicht sinnvoll wäre, sehr beschäftigt. Einer der grössten Vorteile der Beratung vor Ort im Küchenstudio ist das haptische Erlebnis der Materialien. Hier können Oberflächen berührt werden, man kann sie sehen und fühlen und deshalb sind wir auch nach wie vor von der Notwendigkeit des neuen Poggenpohl Studios in Rothenburg überzeugt.
lifetimedesign.ch: Was wird sich bei ihrer Tätigkeit nach Corona ganz generell verändern? Wagen Sie eine Einschätzung?
Jürg Wieser und Markus Stocker: Jede Krise bringt Veränderungen. Jetzt stellt sich die Frage, wie wir damit umgehen werden. Viele Meetings wurden abgesagt oder digital durchgeführt. Das hat eine gewisse Effizienz mit sich gebracht. Zugleich aber auch aufgezeigt, dass persönliche Gespräche und das haptische Interesse an den Materialisierungen immer auch persönliche Kontakte erfordert. Unser Fazit: Die Zukunft wird digitaler, das Persönliche wird gestärkt.
lifetimedesign.ch: Welche Trends haben das vergangene Küchenjahr geprägt? Was kommt und was geht?
Jürg Wieser und Markus Stocker: Mit dem Wegfall bzw. Ausfall der internationalen EuroCucina 2020 in Mailand hat sich die Trendorientierung der ganzen Möbel und Küchenbranche entschleunigt. Dank unseren bestehenden, zeitlosen Designs und des qualitativ hochwertigen Produktes treffen uns die fehlenden kurzlebigen Trends nicht. Was wir beobachten konnten: Weiss, Schwarz, Sand- und Erdtöne sind zeitlos. Ebenfalls befinden sich matte Oberflächen durch die Anti-Fingerprint-Methode, wie wir sie im letzten Jahr eingeführt haben, weiterhin auf dem Vormarsch. Kontraste werden vermehrt ausgespielt. Beispielsweise werden dunkle Hölzer mit gebürsteten, matten Chromstahloberflächen kombiniert oder Natursteine mit champagnerfarbenen Alu-Oberflächen. Ebenfalls werden Altholz-Imitationen wieder stärker nachgefragt.
Poggenpohl nutzte die Zeit für die Weiterentwicklung von Details in der Küche, zum Beispiel beim Auszugssystem. Besteckeinsätze wurden aus alternativen Materialien wie Hanf entwickelt. Aktuell arbeitet Poggenpohl verstärkt an Innovationen und Trends für das kommende Jahr. Sie können sich schon darauf freuen.
lifetimedesign.ch: Das Poggenpohl Küchenstudio Luzern und der Firmensitz in Littau/Luzern ziehen gemeinsam nach Rothenburg. Haben Sie für den Start etwas Besonderes geplant?
Jürg Wieser und Markus Stocker: Leider ist es im Moment nicht möglich, die geplante Neueröffnung mit unseren Kundinnen, Lieferanten, Pressevertreterinnen, Mitarbeitenden und Freunden gebührend zu feiern. Wir sind stolz auf den neuen Unternehmensstandort und freuen uns auf jeden einzelnen Besuch in unseren neuen Räumlichkeiten an der Wahligenstrasse 4a in Rothenburg.
lifetimedesign.ch: Besten Dank für das Gespräch.